======Medizinisches Wörterbuch Morbus Waldenström====== ---- ====== Allgemeine Begriffe ====== **Morbus Waldenström (Waldenström-Makroglobulinämie)** Eine seltene Form von Blutkrebs. Bestimmte weiße Blutkörperchen (B-Lymphozyten) wachsen unkontrolliert und bilden große Mengen des Eiweißes IgM. **Lymphom** Überbegriff für Krebserkrankungen, die vom Lymphsystem ausgehen. Morbus Waldenström ist eine spezielle Unterform. **Indolent** Fachwort für „langsam verlaufend“. Morbus Waldenström gehört zu den indolenten Lymphomen – die Krankheit entwickelt sich über Jahre. ---- ====== Blutzellen und Eiweiße ====== **B-Lymphozyten** Weiße Blutkörperchen, die Antikörper bilden. Bei Morbus Waldenström sind sie krankhaft verändert. **Plasmazellen** Spezialisierte B-Lymphozyten, die Antikörper produzieren. Auch sie sind bei der Krankheit beteiligt. **Immunglobuline (Antikörper)** Eiweiße, die Infektionen bekämpfen. Es gibt verschiedene Typen: IgG, IgA, IgM usw. Bei Morbus Waldenström ist IgM stark erhöht. **Immunglobulin M (IgM)** Der Antikörpertyp, der bei Morbus Waldenström unkontrolliert gebildet wird. Macht das Blut dickflüssiger. **Makroglobulinämie** Das Fachwort für die krankhafte Überproduktion von IgM im Blut. **Rote Blutkörperchen (Erythrozyten)** Transportieren Sauerstoff. Wenn sie vermindert sind, entsteht Blutarmut (Anämie). **Weiße Blutkörperchen (Leukozyten)** Teil des Immunsystems. Bei Morbus Waldenström oft krankhaft verändert. **Blutplättchen (Thrombozyten)** Sorgen für die Blutgerinnung. Sind sie zu niedrig, steigt die Blutungsneigung. ====== Typische Symptome ====== **Anämie (Blutarmut)** Müdigkeit, Schwäche, Blässe, Atemnot durch Mangel an roten Blutkörperchen. **Hyperviskosität** „Dickflüssiges Blut“ durch zu viel IgM. Führt zu Kopfschmerzen, Schwindel, Sehstörungen, manchmal sogar Durchblutungsproblemen. **Neuropathie** Nervenschädigungen, die Kribbeln, Taubheitsgefühle oder Schmerzen in Händen und Füßen auslösen. **Lymphknotenschwellung** Vergrößerte Lymphknoten durch die krankhaften Zellen. **Hepatomegalie / Splenomegalie** Vergrößerung von Leber (Hepatomegalie) oder Milz (Splenomegalie) durch Zellansammlung. **Infektanfälligkeit** Weil gesunde Antikörper fehlen, treten Infekte häufiger oder schwerer auf. **Blutungsneigung** Verstärkte Neigung zu blauen Flecken, Nasenbluten oder Zahnfleischbluten bei niedrigen Thrombozyten. ---- ====== Diagnostik ====== **Knochenmarkbiopsie** Gewebeentnahme aus dem Knochenmark, um die Krebszellen direkt unter dem Mikroskop zu sehen. **Immunfixationselektrophorese** Labormethode, mit der die Art und Menge der Antikörper (z. B. IgM) bestimmt werden. **Elektrophorese (Serumprotein-Elektrophorese)** Ein Test, bei dem Eiweiße aus dem Blut nach Größe und Ladung sortiert werden. So erkennt man „M-Protein“. **M-Protein (Monoklonales Protein)** Das krankhafte Eiweiß, das bei Morbus Waldenström im Blut nachweisbar ist. **Blutbild (kleines/großes)** Standardtest, der rote und weiße Blutkörperchen sowie Blutplättchen misst. **LDH (Laktatdehydrogenase)** Ein Enzym, das als allgemeiner Marker für Zellumsatz dient. Bei Lymphomen manchmal erhöht. **Beta-2-Mikroglobulin** Eiweiß, das als Prognosemarker dient. Höhere Werte deuten auf stärkere Krankheitsaktivität hin. **CT / MRT / Ultraschall** Bildgebende Verfahren, mit denen Lymphknoten, Leber oder Milz beurteilt werden. ---- ====== Therapie ====== **Wachsam abwarten („Watch and Wait“)** Da die Krankheit oft langsam verläuft, wird nicht sofort behandelt, sondern erst bei Beschwerden. **Chemoimmuntherapie** Kombination aus Chemotherapie und Antikörpern (z. B. Rituximab). Beispiele: DRC-Schema (Dexamethason, Rituximab, Cyclophosphamid) BR-Schema (Bendamustin + Rituximab) **Rituximab** Antikörper-Medikament, das gezielt B-Lymphozyten angreift. **Bendamustin, Cyclophosphamid, Dexamethason** Klassische Chemotherapie-Medikamente. **BTK-Inhibitoren** Neue Tablettenmedikamente wie Ibrutinib oder Zanubrutinib. Sie blockieren Signale, die Krebszellen zum Wachsen brauchen. **Plasmapherese** Blutwäsche: überschüssiges IgM wird entfernt, um das Blut wieder dünnflüssiger zu machen. **Supportive Therapie** Behandlungen, die Symptome lindern, z. B. Bluttransfusionen bei Anämie, Infektprophylaxe mit Impfungen. ---- ====== Verlauf und Prognose ====== **Remission** Rückgang der Krankheit und Verbesserung der Blutwerte. Es gibt komplette und partielle Remissionen. **Rezidiv** Rückkehr der Krankheit nach einer erfolgreichen Therapie. **Chronisch** Morbus Waldenström ist keine heilbare Krankheit, sondern verläuft lebenslang. Mit modernen Therapien lässt sie sich aber gut kontrollieren. **Prognose** Sehr unterschiedlich: Manche Menschen leben jahrzehntelang mit der Erkrankung, andere brauchen frühzeitig Therapie. ---- ====== Alphabetisches Register ====== **Anämie (Blutarmut)** **B-Lymphozyten** **Bendamustin, Cyclophosphamid, Dexamethason** **Beta-2-Mikroglobulin** **Blutbild (kleines/großes)** **Blutplättchen (Thrombozyten)** **Blutungsneigung** **BTK-Inhibitoren** **Chemoimmuntherapie** **Chronisch** **CT / MRT / Ultraschall** **Elektrophorese (Serumprotein-Elektrophorese)** **Hepatomegalie / Splenomegalie** **Hyperviskosität** **Immunfixationselektrophorese** **Immunglobulin M (IgM)** **Immunglobuline (Antikörper)** **Indolent** **Infektanfälligkeit** **Knochenmarkbiopsie** **LDH (Laktatdehydrogenase)** **Lymphknotenschwellung** **Lymphom** **M-Protein (Monoklonales Protein)** **Makroglobulinämie** **Morbus Waldenström (Waldenström-Makroglobulinämie)** **Neuropathie** **Plasmapherese** **Plasmazellen** **Prognose** **Remission** **Rezidiv** **Rituximab** **Rote Blutkörperchen (Erythrozyten)** **Supportive Therapie** **Wachsam abwarten („Watch and Wait“)** **Weiße Blutkörperchen (Leukozyten)**