====== Vorsichtsmaßnahmen bei Morbus Waldenström ====== =====1. Medizinische Überwachung und Therapietreue===== Dies ist die Grundlage der Behandlung. * **Regelmäßige Arzttermine einhalten:** Auch in stabilen Phasen ("Watch and Wait") sind Kontrolltermine beim Hämatologen (Blutspezialisten) entscheidend, um den Krankheitsverlauf zu beobachten. * **Symptome genau beobachten und dem Arzt mitteilen:** Nicht einfach als "Alterserscheinung" abtun. Wichtige Veränderungen sind: * **Verschlechterung der Fatigue:** Extreme, lähmende Müdigkeit. * **Verschlechterung der Leistungsfähigkeit:** Neue Kurzatmigkeit, Schwäche. * **Neu auftretende Blutungen:** z.B. Nasenbluten, Zahnfleischbluten, blaue Flecke (Hinweis auf Thrombozytenmangel). * **Neurologische Symptome:** Kribbeln, Taubheit in Händen und Füßen (periphere Neuropathie), Schwindel, Sehstörungen. * **Vergrößerung von Lymphknoten oder Milz** (oft als Völlegefühl oder Schmerz im linken Oberbauch spürbar). * **Nachtschweiß,** unerklärliches Fieber, Gewichtsverlust. * **Therapie genau nach Anweisung befolgen:** Dosierung und Einnahmezeiten der Medikamente strikt einhalten. Nicht eigenständig absetzen oder ändern. =====2. Umgang mit Symptomen und Komplikationen (Besonderheiten bei WM)===== WM hat einige spezifische Komplikationen, die man kennen sollte. * **Hyperviskositätssyndrom:** Das IgM-Eiweiß kann das Blut "dickflüssig" machen. Alarmzeichen sind: * Kopfschmerzen, Schwindel * Hör- und Sehstörungen (verschwommenes Sehen, Doppelbilder) * Nasenbluten * Verwirrtheit **→ Bei diesen Symptomen sollte umgehend der Arzt kontaktiert oder sogar die Notaufnahme aufgesucht werden.** * **Kryoglobulinämie:** Bei Kälte verklumpen bestimmte Eiweiße und können die kleinen Blutgefäße verstopfen, was zu Durchblutungsstörungen (bläuliche Verfärbung der Finger/Zehen, Schmerzen) führen kann. * **Periphere Neuropathie:** Dies kann sowohl durch die Krankheit selbst als auch eine Nebenwirkung bestimmter Therapien (z.B. Bortezomib) auftreten. Hier ist die Kommunikation mit dem Arzt essenziell, um die Therapie ggf. anzupassen. * **Infektanfälligkeit:** Durch die Krankheit und manche Therapien ist das Immunsystem geschwächt. Achten Sie auf Hygiene und meiden Sie große Menschenmengen in der Grippezeit. =====3. Ernährung und Lebensstil===== Ein gesunder Lebensstil kann helfen, die Belastbarkeit zu verbessern. * **Ausgewogene Ernährung:** Es gibt keine spezielle "WM-Diät". Eine ausgewogene, nährstoffreiche Ernährung zur Stärkung des Allgemeinzustands ist empfehlenswert. Bei Appetitlosigkeit können mehrere kleine Mahlzeiten helfen. * **Ausreichend Flüssigkeit:** Viel Trinken (Wasser, Tee) hilft, die Viskosität des Blutes günstig zu beeinflussen. * **Bewegung:** Moderate, regelmäßige Bewegung (wie Spaziergänge, sanftes Yoga) kann gegen Fatigue helfen und die Kraft erhalten. Die Intensität sollte dem aktuellen Befinden angepasst werden. * **Infektionsprophylaxe:** Häufiges Händewaschen und das Einhalten empfohlener Impfungen (besonders Grippe, Pneumokokken) nach Rücksprache mit dem Arzt. =====4. Psychische Gesundheit und Lebensqualität===== Die chronische Erkrankung ist eine große psychische Belastung. * **Fatigue ernst nehmen:** Die extreme Müdigkeit ist ein krankheitsbedingtes Symptom und keine Faulheit. Planen Sie Ruhepausen ein und lernen Sie, Energie zu sparen ("Tempo"). * **Überlastung vermeiden:** Hören Sie auf Ihren Körper und lernen Sie, auch mal "Nein" zu sagen. * **Psychosoziale Unterstützung suchen:** Der Austausch mit anderen Betroffenen (z.B. in Selbsthilfegruppen) kann sehr entlastend sein. Auch professionelle psychoonkologische Beratung kann helfen, mit Ängsten und Belastungen umzugehen. * **Offene Kommunikation:** Sprechen Sie mit Familie und Freunden über Ihre Erkrankung und wie sie sich anfühlt. =====5. Praktische Aspekte===== * **Informiert bleiben:** Vertrauenswürdige Quellen nutzen (Arzt, spezialisierte Kliniken, offizielle Krebsgesellschaften). * **Notfallausweis:** Tragen Sie einen Ausweis bei sich, aus dem die Diagnose und Ihr behandelnder Hämatologe hervorgehen. Im Notfall ist das wichtig für die behandelnden Ärzte. * **Reisen:** Besprechen Sie geplante Reisen, besonders in ferne Länder, vorher mit Ihrem Arzt. Denken Sie an eine ausreichende Menge Ihrer Medikamente. **Wichtigster Grundsatz: Sie sind nicht allein. Ihr Behandlungsteam ist Ihr Partner.**